Grüner Bau für graue Zellen“ wird wohl rechtzeitig fertig
BOCHUM. Bochum baut. Auch in Querenburg, wo ein Technologiezentrum entsteht. Der Clou des Gebäudes ist eine Wand, die mehr ist als Rahmen und Stütze.
Auf der grünen Wiese zu bauen ist mittlerweile eigentlich verpönt. Aber: Wer das macht, um einen „grünen Bau für graue Zellen“ – so ein Slogan der Stadt – zu errichten, der darf sich dennoch großer Akzeptanz sicher sein. Wie beim neuen Technologiezentrum Ruhr (TZR), das an der Konrad-Zuse-Straße in Querenburg entsteht.
TZR Bochum bekommt 800 Quadratmeter große Grünfassade
Zu sehen bekommen Passanten an der Baustelle im Technologiequartier im Moment zwar noch viel Beton und Glas. Aber hinter und bald auch auf der Gebäudehülle steckt viel ökologisches Bewusstsein und „Technik“. Der Clou und zugleich auch ein optischer Reiz wird eine 800 Quadratmeter große Grünfassade an der Südwand des Gebäudes sein. Sie wird bepflanzt, wenn die dafür notwendig Trägerkonstruktion fertiggestellt ist.
Entstehen wird in Querenburg eine der größten senkrechten Grünflächen im Ruhrgebiet. Ebenso wie Dach und Grundstück speichert die Fassade Wasser, das für die Vegetation auf dem Dach, dem Grundstück und der Fassade selbst genutzt werden soll. Schon jetzt wird es gepriesen als ein „Musterbeispiel für die effektive Anwendung der wettergesteuerten Regenwasserspeicherung“.
Von November an sollen die ersten Mieter einziehen können
Wie viele andere Bauherren hat auch die Chip GmbH als Bauherrin des TZR mit den Auswirkungen von Corona und Ukraine-Krieg zu kämpfen. „Aber insgesamt haben wir das gemeinsam mit dem Generalplaner von SSP ganz gut gemeistert“, sagt Chip-Geschäftsführer Jörg Hakenesch. Etwa drei Monate hinke der Bau zwar hinter dem Zeitplan her. Dennoch ist Hakenesch optimistisch, dass im November mit dem Einzug begonnen werden kann.
Ruhr-Uni benötigt altes TZR wieder für eigene Zwecke
Dann wird es allmählich auch Zeit. Denn: Ein Teil der Mieter zieht aus dem alten, 1991 eingerichteten TZR ins neue TZR und damit vom Campus der Ruhr-Uni zum Campus der Hochschule Bochum. Der Neubau kostet etwa 30 Millionen Euro, davon kommen 8,9 Millionen Euro als Förderung vom Land NRW. Er ist nötig geworden, weil die Ruhr-Uni den Altbau, das frühere Gebäude MB in der einst geplanten „Mediziner-Reihe“, wieder selbst nutzen will.
Sie macht dabei Gebrauch von einem Vorkaufsrecht, das sie sich Anfang der 1990er Jahre beim Verkauf des Gebäudes an die Stadt Bochum gesichert hatte. Trotz der Erweiterung mit dem GD-Gebäude und der Auslagerung einiger Bereiche vor allem auf das Mark 51/7-Gelände des früheren Opel-Werks nach Laer hat die Ruhr-Uni weiterhin großen Platzbedarf.
Vier Etage sind schon zu 100 Prozent vermietet
Einige Mieter sind schon aus dem alten TZR ausgezogen, so wie die Verwaltung des Medizinunternehmens Degedi, und einige dürfen noch etwas länger bleiben, weil deren eigene Bauprojekte noch laufen oder anstehen. Dazu gehören das Grönemeyer-Institut, dessen Neubau derzeit in Riemke entsteht, und das Max-Planck-Institut, dessen künftiger Standort auf Mark 51/7 in Laer sein wird.
Vermietet hat die Chip GmbH, deren Eigner die Städte Bochum, Hattingen, Herne, Witten sowie die IHK Mittleres Ruhrgebiet und die Handwerkskammer Dortmund sind, die Etagen 2 bis 5 bereits zu 100 Prozent, so Geschäftsführer Hakenesch. Zu 30 Prozent vermarktet sind Erdgeschoss und erste Etage, wo Flächen für moderne Arbeitswelten entstehen. Gründer und junge Unternehmen sollen sich dort – unter Umständen nur für einen sehr begrenzten Zeitraum – und zu günstigen Konditionen einmieten können. Für diesen Bereich wurden die Fördermittel bewilligt.
Quelle: WAZ + vom 3.7.2023, Autor: Andreas Rorowski, Foto: Uwe Ernst